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Wie Mammut in den Odenwald kam

Digitale Weltaufführung im Dorftreff Olfen von Karl-Heinz Stier

04.11.23 || OLFEN im ODENWALD (04. November 2023) -Als der Handel mit Elfenbein vor 25 Jahren durch das Washingtoner Artenschutzabkommen am 17. Oktober 1989 verboten wurde, weil die Nachfrage nach dem „weißen Gold" durch Wilderei den Bestand an Elefanten weltweit um die Hälfte dezimiert hatte, kam Mammut in den Odenwald. Das Ursprungsmaterial Elfenbein war damit für den Feinhandwerker Bernhard Röck aus Günterfürst verlorengegangen. Also reiste er nach Sibirien um nach Ersatz für das Odenwälder Traditionshandwerk zu suchen. Im fossilen Mammutelfenbein fand er schließlich ein geeignetes Ersatzmaterial und setzte damit seine traditionelle berufliche Tätigkeit fort.

Bernhard Röck beim Vortrag über Mammut und die Geschichte des Elfenbeins seit der Eiszeit. Foto: ©Horst Schnur

1991 drehte er den Film „Die Mammutstory auf 16 mm Zelluloid, der später im Studio von Klaus und Irene Frank digitalisiert wurde und nun sozusagen als „digitale Welturaufführung" beim Dorftreff Olfen gezeigt wurde. Die gemeinsamen Dreharbeiten mit dem Filmteam von Dietmar Buchmann aus Berlin im Jahr 1991 am 72. Breitengrad nördlich des Polarkreises im Nordosten an der Steilküste des Eismeers waren mehr als mühsam.

Zwei Sommermonate lang bei Tauwetter, Nässe und Schlamm wurde eine Dokumentation über die Lebenssituation von drei Männern aufgenommen, die hier unter extremen Bedingungen nach Mammutelfenbein im Permafrostboden suchten. In Jakutien, der kältesten Region der Erde, fand und findet man noch heute große Mengen fünfzigtausend Jahre altes Elfenbein in hervorragender Qualität, Skelette und zum Teil auch ganze, gut erhaltene Kadaver der Eiszeitriesen. Der Film folgt der Spur des Elfenbeins auch nach Erbach im Odenwald, dem einzigen und letzten Elfenbeinschnitzer-Zentrum Europas.

In seinem Vortrag ging Bernhard Röck auch auf die Ausbildung an den Beruflichen Schulen des Odenwaldkreises in Michelstadt ein, wo sowohl die Gesellen- als auch die Meisterprüfung im Elfenbeinschnitzer-Handwerk ablegt werden kann. Das Deutsche Elfenmuseum im Schloss Erbach dokumentiert, die Geschichte dieses Handwerks mit seinen kreativen Talenten aus einfachen familiären Verhältnissen, deren künstlerische Gestaltungskraft durch die Fachschule gefördert und zur glanzvollen Reife entwickelt wurde.

Über die von Graf Franz I. zu Erbach-Erbach im Jahre 1783 ergriffenen Initiative, das bestehende Drechslerhandwerk durch die Verarbeitung von Elfenbein weiterzuentwickeln, schlug der Fachmann einen Bogen auf die in der Eiszeit entstandenen Kunst figürliche „Urformen" aus Mammut zu gestalten. Eine entsprechende Wanderausstellung dieser europäischen Eiszeitkunst wird für Anfang 2024 für drei Monate in Erbach zu sehen sein.

Nach vielen Fachfragen dankte Veranstalter Horst Schnur sowohl Bernhard Röck als auch der Studioleitung der Franks für die Darstellung des interessanten heimischen Odenwälder Handwerks und seinen begleitenden Problemen.

Der nächste Dorftreff in Olfen ist am Dienstag, 28. November. Auf dem Programm steht die Vorführung von Filmen aus dem Odenwald.

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